Millionendeal!? Die LVM, ihre Rabatte und ein erfolgreicher Vertrauensmann


Die beiden Parteien, die sich am Donnerstag, 20. März um 11 Uhr im Saal A 104 im Landgericht Münster treffen wollten, hatten über Jahre, Jahrzehnte zusammen einträgliche Geschäfte gemacht. Zum beiderseitigen Vorteil. Der Vertrauensmann (VM) und das Versicherungsunternehmen LVM, das in Münster unübersehbar am Koldering residiert. Seit 1996 bestand dieses Arbeitsverhältnis. Die Arbeitsbeziehung regelte ein Handelsvertretervertrag. Die Geschäfte florierten, der Vertrauensmann betrieb seine Geschäfts anfangs mit seinem Bruder. Der Vertrauensmann galt als einer der erfolgreichsten VM der LVM überhaupt – und wird dementsprechend gut verdient haben. Das Beitragsvolumen seines Vertragsbestandes soll bei mehreren Millionen Euro gelegen haben. Es hagelte förmlich Auszeichnungen und Prämien. Eine der Geschäftsstellen in einem Vorort Münsters hätte sicher einen Preis als Musterbetrieb verdient gehabt. Sogar aus der Hecke hatte ein kreativer Gärtner. das LVM-Logo geformt. Das war gestern. Aktuell hängt in der Tür ein Zettel, dem zu entnehmen ist, dass dieser Betrieb bis auf ein weiteres geschlossen ist, Kunden mögen sich an den zentralen Kundennotruf der LVM wenden. Da war also irgendetwas schief gelaufen.
Die LVM hatte dem über Jahrzehnte erfolgreichen Vertrauensmann erst freigestellt, später gekündigt. Warum, darüber können Aussenstehende nur Mutmaßungen anstellen, es gibt verschiedene Erklärungen, je nachdem welcher Seite man zuhört. Lag es an einer Verweigerungshaltung des Vertrauensmanns gegenüber der digitalen Vertriebsstrategie? Oder lag es daran dass der Vertrauensmann Geschäftspraktiken der Kfz-Abteilung nicht mehr weiter mitmachen wollte, weil er sie als illegal erachtete. Und soweit ging, einen Verdacht wegen eines Verstoßes  gegen die LVM-eigenen Complianceregeln zu melden. Dabei ging es um nur unvollständige gewährte Rabatte an die Kunden der KfZ-Sparte. Mit dieser fragwürdigen Methode, die sicher nicht  aus dem Handbuch des redlichen Versicherungskaufmanns stammt, sollten  drohende Milliardenverluste im KfZ-Geschäft kompensiert werden.

So kann man es jedenfalls im Schriftsatz des Bremer Anwalts des Klägers nachlesen, der der Redaktion vorliegt. Im Versicherungsjargon nennt man das  Rabattentnahme, wenn also bestehenden Kunden-Rabatte aus laufenden Verträgen herausgenommen wurden – natürlich alles ohne die Kunden transparent darüber zu informieren. Den Kunden soll dies übrigens nur ganz selten aufgefallen sein, zu Beanstandungen kam es kaum. Die Summe, die die LVM dadurch vereinnahmt haben soll, ist beträchtlich. Nach Berechnungen des Bremer Anwalts soll sie bei etwa 100 Millionen Euro gelegen haben. (Auf diesen Aspekt werden wir noch einmal gesondert eingehen. die Red.)

Die wahrscheinlich kritisch zu hinterfragenden Rabattpraktiken der LVM sind in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung genauso wenig zur Sprache gekommen, wie die Frage, ob die Kündigung des VM rechtens war. Die Türen des Saals A 104 wurden am Prozeßtag nie geöffnet. Gegen 11.45 Uhr trat der Vorsitzende Richter der Handelskammer vor die wartenden Zuschauer der Verhandlung. Er erklärte,  der Termin ist aufgehoben, weil sich die Parteien derzeit in erfolgsversprechenden Einigungsgesprächen über eine gütliche Auflösung ihres Arbeitsverhältnis befänden. Es werde ein neuer Termin anberaumt. Fraglich, ob der noch benötigt wird. Dem Vernehmen nach soll es um eine Abfindung in Höhe von mehreren Millionen Euro gehen. Von der LVM-Pressestelle haben wir zu dieser Angelegenheit dieses Statement erhalten: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu laufenden Verfahren im Detail nicht äußern. Wie Ihnen bekannt ist, wurde das Verfahren auf Juli vertagt.“ (fb)

Bild: Die mustergültige Geschäftsstelle ist derzeit verwaist, die Hecke könnte etwas Wasser vertragen. Foto: Frank Biermann

P.S.: Nach Redaktionsschluß gab die Pressestelle des Landgerichts bekannt, dass als neuer Termin der 10. Juli festgelegt wurde – für den Fall, dass sich die beiden Parteien nicht außergerichtlich geeinigt haben

Viele Mutmaßungen, wenig Konkretes

Wer den Beitrag von Markus Frenzel zum Thema „Chinas Geheimes Netz in Deutschland“ im RTL-Nachtjournal am 5. Oktober 2024 gesehen hat https://plus.rtl.de/video-tv/shows/rtl-aktuell-spezial-177848/2024-10-1012054/episode-108-rtl-nachtjournal-spezial-chinas-geheimes-netz-in-deutschland-1012266, wird sein Buch mit Vorsicht lesen. Denn der Beitrag startet wie ein Tiger, um dann wie ein Bettvorleger zu landen. Am Ende blieben viele Vermutungen, aber wenig Beweise.

Frenzel bescheinigt im Resümee seines Filmes sogar den meisten in Deutschland lebenden Auslandschinesen, „ungefährlich“ , viele „sogar sympathisch“- Auch das könne natürlich, eine „Methode“ sein, um Vertrauen zu gewinnen.

Die Menschen chinesischer Herkunft, die er untersuchte, stehen auf einer ominösen Liste der „Einheitsfront“, die spektakulär geleakt wurde. Sie sollen laut Frenzels Definition nicht als klassische Spione arbeiten, sondern als Einflussagenten, Menschen, die gute Stimmung für China machen sollen.

Das Buch von Frenzel umfasst fast 376 Seiten und enthält einen Anmerkungsapparat, was auf wissenschaftliches Arbeiten schließen lässt. Der Klappentext ist jedoch stark meinungslastig: „Peking will die Welt brutal an seinen Interessenausrichten und nach chinesischem Vorbild in eine große Diktatur ausweiten. “ Weiter heißt es: „Auch in Deutschland arbeitet ein geheimes Netzwerk im Verborgenen daran und ist schon weit gekommen… auch weil die Politik wegschaut“. Diese Aussagen schwören Gefahren herauf und betonen die Bedeutung von Investigativ-Journalisten wie Frenzel, der in seinem „Enthüllungsbuch“ schonungslos, so der Klappentext, die Hintermänner enttarnt.

Man kann Frenzel nicht vorwerfen, dass sein Buch schlecht geschrieben oder langweilig ist. Im Gegenteil, es liest sich spannend. Doch der Gesamteindruck ähnelt dem des RTL-Beitrags: Die Bemühungen stehen in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen, wenig belastbaren  Ergebnissen. Dies wird im zentralen Kapitel über die geleakte Liste deutlich. Diese Liste, die einem „mysteriösen Datendieb“ zu verdanken ist, enthält 46 Namen für Deutschland und insgesamt 2000 Namen aus vielenLändern. Seit Juli 2021 ist sie in der Welt, die Liste der Unterstützer der Einheitsfront der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Das bedeutet viel Arbeit für Frenzel, denn in der Datei tauchten 46 Namen für Deutschland auf. Insgesamt standen 2000 Namen aus vielen Dutzend Ländern auf der Liste, eine internationale Recherche-Kooperation inklusive Frenzel machte sich an die Arbeit, nachdem die Echtheit des Dokuments geklärt war. Der Rechercheaufwand steht in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Ergebnissen. 

Ein Beispiel ist eine Journalistin, die warum auch immer auf der Liste steht und von Frenzel schriftlich befragt wurde. Frenzel gibt ehrlich zu, dass seine Recherche keinen klaren Befund brachte.n Im Gegenteil: Der Fall der Journalistin zeige, wie schwierig die Beurteilung der Aktivitäten der Personen auf der Liste ist und dass es verschiedene Gründe geben kann, warum die Einheitsfront Landsleute als Verbündete ansieht. Frenzel zitiert die vermeintlichen Verdächtigen mit Namen und Wohnort, ohne Rücksicht auf mögliche Folgen für die Betroffenen.

Eine weniger reißerische Aufmachung und eine differenziertere Betrachtung im Kapitel „Die geleakte Liste“ hätten dem Buch gut getan, genauso wie ein Personenregister.
Die anderen drei Kapitel des Buches gelingen weitaus besser als „Die geleakte Liste“. Frenzel zitiert überwiegend aus freizugänglichem Material. Er beleuchtet fakten- und facettenreich die engen Beziehungen deutscher Politiker verschiedener Parteien – von AfD über CSU und SPD bis zur AfD – zu China. Die Verhaftung eines chinesischen Mitarbeiters im Büro des AfD-EU-Abgeordneten Maximilian Krah wegen Spionageverdachts scheint da nur die Spitze eines Eisbergs zu sein. Bundesweit bekannt wurden die Versuche in Frankfurt, mit einem chinesischen OB-Kandidaten Lokalpolitik „made in China“ zu betreiben. Frank Biermann

Markus Frenzel, China Leaks. Pekings geheimes Netzwerk in Deutschland . C.H. Beck

Achillesferse Software

Krankenhäuser sollten E-Rezepte ausstellen können – können es aber meistens nicht

Das Universitätsklinikum Münster steht für Spitzenmedizin in der deutschen Krankenhauslandschaft. Ein großes Spektrum von A wie Atemwege bis Z wie Zähne wird dort abgedeckt. Spitzenforschung wird dort sicher ebenfalls betrieben. Das schließt aber nicht aus, dass es an den kleinen alltäglichen Dingen ziemlich hapert. Das betrifft zum Beispiel das Ausstellen von E-Rezepten, was jede Arztpraxis um die Ecke inzwischen auf die Reihe bekommt. Das nervt übrigens nicht nur die Patient*innen und Patienten, sondern auch das ärztliche Personal. Erkundigt man sich bei der Pressestelle, woran es denn liegen könnte, bekommt man zunächst die Auskunft, dass das UKM technisch sehr wohl in der Lage ist, E-Rezepte auszustellen. Eigentlich. Aber, wir zitieren hier die Antwort 1:1: „Aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Anforderungen für die über 40 Kliniken und Institute, befinden wir uns derzeit im sukzessiven Roll-Out. Dafür bedarf es einer engen Abstimmung mit den Mitarbeitenden der einzelnen Abteilungen, denn die Technik bedarf in jedem Einzelfall einer Feinjustierung und Einbindung in die von Klinik zu Klinik unterschiedlichen prozessualen Anforderungen“. Ein Universitätsklinikum könne man nicht mit einer kleinen Arztpraxis mit wenigen Mitarbeitenden vergleichen. Weiter schreibt das UKM: „Derzeit können wir ein Datum für ein Ende noch nicht absehen“. Soweit so schlecht. Verständlich, dass das UKM nicht so gerne auf das Thema angesprochen wird. Wenn man solche Probleme nicht in den Griff bekommt, wirft das kein gutes Licht auf das Haus insgesamt. Da kann die Aussicht vom Cafe Bistro 21 noch so schön sein.

Dabei arbeitet das UKM schon länger an der Umsetzung. Schon im Juli 2021 wurden die Ärzteschaft des UKM aufgefordert, sich einen elektronischen Arztausweis (eHBA) ausstellen zu lassen. Nach damaligen Stand habe es eine Vorgabe an alle Krankenhäuser gegeben, dass zum Stichtag 1. Januar 2022 der eHBA sowohl für E-Rezepte als auch für das Ausstellen von E-AUs verpflichtend benötigt würde. Das habe sich in der Umsetzung bundesweit verzögert.

Für die Kosten mussten die Ärzte in Vorleistung gehen. Allerdings erfolgte am UKM die Rückerstattung der Kosten über die Gehaltsabrechnung. Inzwischen ist der eHBA teilweise schon wieder abgelaufen, und muss verlängert werden. Die ohnedies überlastete Ärzteschaft nimmt das nur noch murrend zu Kenntnis.

Das UKM steht mit seinen Software-Problemen in Münsters Krankenhauslandschaft nicht alleine da. Anderswo werden diese offen kommuniziert. So bekamen wir von der Pressestelle des St. Franziskus-Hospitals diese Auskunft: „Aktuell laufen, wie in vielen anderen Krankenhäusern auch, noch die komplexen Software-Vorbereitungen. Die System-Umsetzungen sind noch nicht final abgeschlossen. Im St. Franziskus-Hospital können daher momentan noch keine e-Rezepte ausgestellt werden. Wir rechnen mit dem Start zum 1. Quartal 2025″.

Aus dem Clemenshospital und anderen Einrichtungen der Alexianer ist ein „Wir arbeiten dran“ zu vernehmen. Es hapert also noch gehörig an der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Beruhigend für die Patienten dass sie auch noch mit dem guten alten Papierrezept dem „rosa Zettel“ die Medikamente bekommen, die sie benötigen, um ihre gesundheitlichen Probleme in der Griff zu bekommen. Bedauerlich für die ja oft von weit her kommenden Patienten. Die Vorteile des E-Rezepts, zum Beispiel das unkomplizierte Bestellen von Wiederholungsrezepten, können sie nicht Anspruch nehmen.

P.S.: Wir haben nach Redaktionsschluß noch eine ausführliche Info von Sven Lindenau, Betriebsleiter Alexianer Krankenhäuser für Klinische Systeme, eHealth, Anforderungs- & Projektmanagement der Alexianer Krankenhäuser bekommen, der detailliert die ganze Vielfalt der Probleme mit dem E-Rezent auflistet, die für den Laien kaum noch nachvollziehbar sind. Unterm Strich bleibt auch dort das Resumée trotz einiger Erfolge in kleineren Einheiten:

Technische und organisatorische Herausforderungen verhindern den großen Rollout!

Bild: Das Universitätsklinikum Münster. Foto: Frank Biermann

Lieber Bezirksvertretung als Bürgerrat

Ruprecht Polenz Tipps zur Rettung der Demokratie

Ruprecht Polenz‘ Buch „Tu was! Kurze Anleitung zur Verteidigung der Demokratie“ hat schnell seine dritte Auflage erreicht. Der Münsteraner CDU-Politiker a.D. tritt regelmäßig in Talkshows auf und wird auf der Frankfurter Buchmesse präsent sein. Der Verlag C.H. Beck bewies einen guten Riecher, als er dem CDU-Politiker i.R. den Auftrag erteilte. Polenz selbst wollte nur ein kurzes Werk abliefern, was ihm mit knapp 100 Seiten gelungen ist.

Polenz schreibt in kurzen, prägnanten Sätzen und bleibt auch bei Zitaten von Philosophen wie Karl Popper oder Verfassungsrechtlern verständlich. Das Buch beginnt mit einer Analyse der Medien und der Demokratie. Polenz betont, dass sich die Demokratie in Deutschland seit 1949 bewährt hat und es keinen unmittelbaren Reformbedarf gibt. Dies machte er auch bei einer Diskussion mit der Ex-Piratin Marina Weisband deutlich, als er gegen die Idee von Bürgerräten argumentierte und Bezirksvertretungen und Stadträte als ausreichend bezeichnete.

Polenz erkennt die niedrige Zufriedenheit mit der Demokratie, betont deshalb: „Wenn wir nicht an die Demokratie glauben, ist sie kaputt. “ Er plädiert für einen kritischen Medienkonsum, da Engagement Informiertheit voraussetzt. Polenz verteidigt die freie Presse gegen Vorwürfe systematischer Lügen und warnt vor der Orientierungslosigkeit, die droht, wenn man sich nicht regelmäßig informiert.

Die Feinde der Demokratie benennt Polenz ganz klar. Die größte Gefahr für diese geht laut Polenz von den Rechtsextremen, also der AfD aus. Er vergleicht die Demokratie mit einem Schiff. „Die völkisch-nationale AfD bohrt das Schiff unserer Demokratie unter der Wasserlinie an“. (S.50) Polenz nennt dazu noch eine weitere große Gefahr für die Demokratie: Die Passivität und Gleichgültigkeit der Menschen ihr gegenüber.

Im praktischen Teil des Buches gibt Polenz konkrete Ratschläge: Engagement in Vereinen und Bürgerinitiativen, Zivilcourage am Arbeitsplatz und das Schreiben von Leserbriefen. Naheliegend für Polenz, der zum „Goldenen Blogger“ gekürt wurde, dass er zum Marsch durch die sozialen Medien Facebook, X (vormals Twitter) und TikTok aufruft. Um dort der AFD, die dort sehr professionell vertreten ist, Paroli zu bieten. Nur so, weiß Polenz, der jeden Tag viele Stunden am Rechner verbringt, sind die Algorithmen zu beeinflussen.

Wenn Polenz hier sehr auf der Höhe der Zeit ist, wirken einige seiner Analysen doch recht euphemistisch oder um es so zu sagen: „Da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens“. Sein Kapitel „Seien sie gut informiert“ beginnt er mit dem Satz „Wahrscheinlich sehen Sie jeden Abend die Tagesschau oder das heute journal“. Denn genau die jüngere Generation tut genau dieses eben schon seit längerem nicht mehr. Und dieses Phänomen Generationsabriss bei den Öffentlich-rechtlichen (ÖRR) ist ja schon länger bekannt. Aber da spricht wohl der langjährige ehemalige Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates Polenz, der die Programme der ÖRR gegenüber den Angeboten der Privaten in Schutz nimmt.

Und das Dschungelcamp, das laut Polenz die ÖRR nicht im Angebot haben, weil es gegen die Menschenwürde verstößt, hat unterdessen den Deutschen Fernsehpreis gewonnen. Das Kapitel wirkt etwas altbacken. genauso wie der Hinweis „Gehen Sie wählen“ der für die Leserinnen und Leser eines solchen Buches übeflüssig sein sollte. Und eine geringe Wahlbeteiligung, das zeigen ja die Ausgänge der jüngsten Landtagswahl in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, ist ja als Problem der Demokratie aktuell nicht feststellbar. Die Wahlbeteiligung war ja durchweg ausgesprochen hoch, nur verzeichnete genau die Partei den höchsten Stimmengewinn, die Polenz eigentlich verhindern will.

Mit diesen kritischen Anmerkungen soll niemand von der Lektüre und dem Kauf dieses Buches abgehalten werden. Wenn Polenz dazu rät einer Partei beizutreten, weiß der ehemalige Generalsekretär der CDU ganz genau, was ihm da als Gegenargument entgegen schlägt. Generell nämlich, so Polenz, genießt die Politik kein hohes Ansehen und die Parteipolitik sei noch einmal die Steigerung davon: Ein „schmutziges Geschäft“, mit dem niemand etwas zu tun haben will. Interessant zu lesen, wie Polenz selbst trotz allem den Weg in die Politik gefunden hat.

Wir danken Ruprecht Polenz für dieses Buch und die Mühe, die er sich damit gemacht hat.

Frank Biermann

Polenz, Ruprecht: Tu was! Kurze Anleitung zur Verteidigung der Demokratie. 3. Auflage. 2024. 108 S. C.H.BECK. ISBN 978-3-406-82398-5

Bild: Ruprecht Polenz im Gespräch mit der Politikerin, Psychologin und Publizistin Marina Weisband, Foto: Frank Biermann

Münsters Hafen wird 125 Jahre alt, aber keiner feiert

Am 16. Oktober wird Münsters Hafen 125 Jahre alt. Die Einweihung als Stichhafen fand am 16. Oktober 1899, nur wenige Wochen nach der Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals, statt. Diese Information ist kein Geheimnis und steht sogar bei Wikipedia. Doch trotz der Aufwertung des Hafens in den letzten Jahren will niemand das Jubiläum feiern, auch nicht die dafür zuständigen Stellen. Die Stadt und die Stadtwerke, die den Hafen 1953 unter ihre Verwaltung genommen haben und als Besitzer gelten, zeigen kein Interesse. Diese Geschichtslosigkeit passt eigentlich nicht zu Münster.

Zum 125-jährigen Jubiläum des Hafens erklärt das Presseamt: Die Verwaltung war Ende 2023 in Gesprächen mit dem Hafenverein über das Jubiläum. Da sich der Verein jedoch aufgelöst hat, ist die Stadt ohne diesen Ansprechpartner nicht weiter aktiv geworden. Stattdessen konzentriert sie sich auf die Weiterentwicklung des Areals, wie den Umbau der Hafensüdseite. Dort entsteht eine neue Flaniermeile, die die Aufenthaltsqualität am Wasser erhöhen soll. Der symbolische Spatenstich dafür hat bereits stattgefunden.

Fragt man am Hafenplatz bei den Stadtwerken nach, erhält man die Auskunft, dass die Ausrichtung einer Feier in der Verantwortung der Stadt liege. Fraglich, ob der Hafen dieses Hin- und Herschieben der Verantwortung verdient hat. Münster feiert doch gerne. Die gelungene städtebauliche Erschließung des lange brachliegenden Areals im Dialog mit den Bürgern wird in städtischen Publikationen oft hervorgehoben.

Besucht man mit auswärtigen Gästen den Hafen, entsteht beim Anblick der Südseite, der B-Side, jedoch schnell eine optisch-ästhetische Frustration. Neben und zwischen den noch erhaltenen historischen Hafengebäuden hat sich eine gesichtslose, funktionale Architektur breitgemacht, die enttäuscht. Doch selbst dieser Umstand ist kein ausreichender Grund, das Hafen-Jubiläum ganz ausfallen zu lassen. Frank Biermann

Bild: Blick auf den Stadthafen 1 in Richtung Hafenplatz. © Bildarchiv Henning Stoffers (Stadtarchiv Münster) / www.sto-ms.de

Wilsberg´s Promi-Kellnern Nr. 19 an den Aaseeterrassen

Lansink bringt noch Janina Fautz und Vittorio Alfieri mit

Am Sonntag, 1. September 2024 um 15 Uhr ist es wieder so weit: Wilsberg´s Promi-Kellern findet an den Aaseeterrassen statt. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren und das Organisationsteam freut sich sehr auf das Event. Leonard Lansink, Schirmherr der Krebsberatungsstelle, hat die Aktion, die in diesem Jahr zum 19. Mal stattfinden wird, vor 20 Jahren selbst initiiert. Neben Schauspielkollegen wie Vittorio Alfieri (der im Film der Chef von Ecki beim Finanzamt ist) und Janina Fautz (die im Wilsberg immer im Rollstuhl sitzt), hat sich ein großartiges Team gefunden, das als Aushilfskellner die Gäste an den Aaseeterrassen mit Getränken versorgen wird. Auch Wilsberg-Produzentin Carina Hackemann und Produktionsassistentin Tessa Langhans werden mit Schürze und Tablett Getränke servieren, Traditionell wird Leonard Lansink gemeinsam mit Oberbürgermeister Markus Lewe und Jörg Pott (Pott´s Brauerei) die Veranstaltung mit den Fassanstich eröffnen. 

Einige neue und auch bekannte Gesichter werden die Aktion unterstützen. Regierungspräsident Andreas Bothe, Jürgen Kehrer (der Erfinder der „Wilsberg“-Figur) mit seiner Frau der Schriftstellerin Sandra Lüpkes (die inzwischen beide in Berlin leben) , Steffi Stephan, Günther Rebel und viele weitere Akteure, die aus den Bereichen Kunst, Musik, Sport oder z.B. Politik in Münster und darüber hinaus bekannt sind, werden an dem Tag am Aasee kellnern. Erstmalig wird auch Zoo-Chefin Dr. Simone Schehka dabei sein. Den frisch zur Welt gekommenen Tigernachwuchs aus ihrem Zoo wird sie aber – leider – nicht mitbringen können. Das wäre logistisch einfach zu aufwändig.
Damit das Bier auch frisch gezapft eine passende Krone hat, werden die prominenten „Aushilfskellner“ von Profis aus der Gastronomie unterstützt. Jörg Pott von der Pott´s Brauerei aus Oelde hat das Sortiment, was im Ausschank ist, „angepasst“, wie er auf einer Pressekonferenz in den Aaseeterrassen sagt. Neben dem klassischen Pott´s Bier wird auch ein helles Landbier und Pott´s Urstoff im Ausschank sein. Schirmherr Leonard Lansink hat mit dem ihm eigenen Humor schon angekündigt, selber nicht viel machen zu wollen: „Ich mach nur Selfies, aber das mach ich gerne“.

Bild: Dieses Wilsberg-Bild der Malerin Tanja Kiesewalter, von Lansink auf der Pressekonferenz signiert, wird im Rahmen einer Tombola zugunsten der Krebsberatung Münster versteigert. Foto: Frank Biermann

Auf der Seebühne wird an dem Tag ein attraktives Musikprogramm mit Jazz und Blues präsentiert. Amandus Grund hat sich engagiert, um eine großartige All-Star-Band zusammen zu stellen: Mit Nikola Materne, Marie Séférian, Jean-Claude Séférian für den Gesang und Matt Walsh, Orest Filipov, Altfrid M. Sicking, Peter Kräubig, Christian Bleiming, Wolfgang Köhler, Frank Konrad, Amandus Grund, Oskar Otto, Frank Konrad, Wolfgang Ekholt, Peter Samland und Markus Passlick, Autor, Zoologe und Musiker von der Götz Alsmann-Band. Die Afterglow feat. Band mit Melina Röder, Aaron Falk, Niklas Schindler, Lucas Langbehn, Moritz Worpenberg und Tom Hartmann wird ein eigenes Musik-Set gestalten.Als Moderatoren-Duo führen Eva-Maria Jazdzejewski und Oliver Paul durch das Programm und wird versuchen den VIPs noch etwas interessantes aus deren Vita zu entlocken. Bei einer Tombola können die Besucher ihr Glück auf einen der sehr hochwertigen Sachpreise versuchen. Zu gewinnen sind u.a. eine All-Inklusive für 2 Personen im Mövenpick-Hotel, ein Reisegutschein vom Reisebüro Lückertz im Wert von 500,- Euro ein Original Kiesewalter-Kunstwerk, von Leonard Landsink signiert, und ein Lenovo Think Pad von Bechtle und ein e-Bike von Fahrrad XXL-Hürter.

Wer Teil eines besonderen Erlebnisses sein möchte, kann ab 13 Uhr an der „Wilsberg Krimi Live Fahrrad-Tour” vom Segway-Point teilnehmen, die zu vielen bekannten Drehorten in Münster führt und am Aasee beim Promi-Kellnern endet.
Natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt; Es gibt Pizza vom Partyservice Elna, Pommes, Champignons, Mantaplatte und Eis von Hoppe Event Catering, Kaffee und Kuchen gibt es am Marktwagen von Winterhoff´s Cafe am Dom. Am Abend gibt es als Highlight für Wilsberg-Fans mit „Wilsberg – Blut geleckt“ eine Open-Air Vorpremiere, die vom Filmservice Münster.Land, dem ZDF und Warner Bros. präsentiert wird. Das Drehbuch kommt vom Schriftsteller-Ehepaar Lüpkes/ Kehrer.

Besucher und Fans sind herzlich eingeladen, am 1. September zum Aasee zu kommen. Der Eintritt ist frei. Dank außerordentlich breiter Unterstützung durch Kellner:innen und Sponsoren kann der Erlös aus dem Umsatz des Tages wieder an den Förderverein Krebsberatung Münsterland e.V. fließen und dazu beitragen, das vielseitige Unterstützungsangebot für krebskranke Menschen und deren Angehörige durch die Krebsberatungsstelle zu fördern. (pm/fb)

Bild: Diese ganzen Menschen (und noch einige andere mehr,) werden alle in irgendeiner Form am Promi-Kellnern beteiligt sein. Schirmherr und Initiator Leonard Lansink in der Bildmitte, zeigte sich in guter Form, und stemmte gleich einen ganzen Bierkasten während des Fototermins. Foto: Frank Biermann

Happy birthday, K.F.! Jan Josef Liefers alias Prof. Dr. Boerne wird 60

Auch wir lassen es uns nicht nehmen dem begnadeten Gerichtsmediziner aus dem quotenstarken Münster-Tatort zum Geburtstag zu gratulieren. Eine eigene Würdigung seines Lebens und Wirkens können wir uns sparen, die wurde nämlich schon als Stichtag auf WDR2 geliefert. Viel Spaß beim Hören! Man erfährt noch viel Neues über Jan Josef Liefers, der vor 60 Jahren in Dresden geboren wurde. Zum Beispiel, dass er er eine Tischlerlehre absolviert hat. 

Den Stichtag zum 60. Geburtstag von Jan Josef Liefers findest du hier: https://www.ardaudiothek.de/…/der-stichtag-die…/1110/

Bilder: Hier eine kleine Bildergalerie des Jubilars. Die Bilder sind beim 20-jährigen Tatort-Jubiläum 2022 entstanden, das in Münster gefeiert wurde. Fotos: Frank Biermann

Tageszeitungen in Münster mit starken Verlusten

Kleinere Zeitungsverlage im Münsterland trotzen dem Trend

Die gute Nachricht: Die Aboverluste der kleineren Tageszeitungs-Verlage im Msland halten sich in Grenzen, die schlechte: In der Metropole Münster sind die Verluste bei den Tageszeitungen Westfälische Nachrichten und Münstersche Zeitung massiv. Das ist jetzt einer Information der Fachgruppe Medien. Journalismus und Film im verdi Bezirk Münsterland zu entnehmen. Die hat aktuelle und ältere Auflagenzahlen verglichen. Weiter heißt es in der Mitteilung:

Die Zeitungsgruppe Münsterland (ZGM) hat in den letzten zehn Jahren mehr als ein Viertel ihrer Abo-Auflage verloren. Dies betrifft die gedruckte Ausgaben plus ePaper. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass sich kleine Verlage in der Region besser behaupten konnten. Auch sie verzeichneten Verluste, jedoch in geringerem Ausmaß.
Allerdings: Die Auflagenverluste der Verlage Aschendorff (Münster) und Altmeppen (Rheine) sind mittlerweile erheblich größer, als diese vor Jahren durch Übernahme der MZ an Abos hinzugewannen.

WN+MZ in Münster mit starken Verlusten
Der Verlag Aschendorff, Herausgeber der Westfälischen Nachrichten (WN) und der Münsterschen Zeitung (MZ), verlor stark an Abonnenten. Die Abo-Auflage der Gesamtausgabe sank von 119.173 Exemplaren im Jahr 2015 auf 80.534 im ersten Quartal 2024. Das entspricht einem Rückgang von 32,4 %.
Die Abo-Auflage der WN/MZ lag in Münster im 1. Quartal 2024 inkl. EPaper noch bei 30.315 Exemplaren, das ist ein Minus von 2061 Exemplaren gegenüber 2023, in Prozent – 6,37 %

In kleineren Städten des Münsterlandes sieht die Lage anders aus. Die Ibbenbürener Volkszeitung (IVZ) verlor im gleichen Zeitraum 19,8 % ihrer Abo-Auflage. Die Zahl der Abonnenten sank von 18.469 auf 15.135 Exemplare.

Die Allgemeine Zeitung im Kreis Coesfeld, die in Coesfeld, Billerbeck und Gescher erscheint, verzeichnete ebenfalls geringere Verluste. Die Abo-Zahlen sanken von 16.625 Exemplaren im Jahr 2015 auf 13.852 im ersten Quartal 2024, was einem Rückgang von 16,7 % entspricht. Seit Anfang 2024 gehört die Allgemeine Zeitung auch zum Verlag Aschendorff.

Die Borkener Zeitung verlor 20,2 % ihrer Abonnenten. Die Abo-Zahlen sanken von 15.983 auf 12.749 Exemplare.

Der Verlag Altmeppen, der die Münsterländische Volkszeitung (MV) in Rheine sowie die Emsdettener Volkszeitung (EV) herausgibt, verzeichnete höhere Verluste. Die MV sank von 16.825 auf 12.662 Exemplare (minus 24,7 %), die EV von 6.605 auf 4.772 Exemplare (minus 27,8 %).

Auch die Siegener Zeitung und das Westfalenblatt in Bielefeld, die zur Zeitungsgruppe Westfalen (ZGW) gehören, verloren ähnlich viele Abonnenten wie WN/MZ. Die Siegener Zeitung sank von 50.275 auf 34.705 Exemplare (minus 31 %), das Westfalenblatt von 105.828 auf 70.206 Exemplare (minus 33,7 %). Soweit die Gewerkschafts-Info.
https://medien-muensterland-verdi.de

Bild: Der in den Sentenzbogen am Prinzipalmarkt eingravierte Schriftzug der Westfälischen Nachrichten – dort wo früher auch die Geschäftsstelle der Zeitung untergebracht war. Foto: Frank Biermann

Der FilmFilm zum AufstiegAufstieg 

„2. Liga – der SCP ist wieder da“ – Ein Muss für Preußen-Fans

Die Weltpremiere der Aufstiegsdoku „2. Liga der SCP ist wieder da“ von Münster4life und dem SC Preußen Münster bot einen besonderen Kinoabend. Michael  „Mike“ Schmitz und Marcel  „Wessi“ Weskamp, Pressesprecher des SCP haben aus hunderten Stunden Filmmaterial einen 90-minütigen Film geschaffen, der es in sich hat.

Er hilft zu verstehen, was dieser schlichte Satz aussagt: Nach 33 Jahren wieder 2. Liga. Es wird etwas wahr, woran eigentlich niemand mehr geglaubt hat. 

Die 3000 erschienen Fans konnten nach Herzenslust in Erinnerungen schwelgen und die besten Torszenen erneut geniessen. Den Machern ist es gelungen,  historisch präzise und gekonnt mit tollen Bildern und einfühlsam geführten Interviews einen prägnanten Überblick über die Saison 2023/24 des Traditionsclubs von der Hammer Straße  zu liefern. Einem Verein, der gerade erst von der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen ist. Was mit dem historischen Aufstiegsdatum 18. Mai 2024 endet, hatte mit einem vergeigten Auswärtsspiel ausgerechnet beim Erzrivalen Arminia Bielefeld begonnen. Vier Punkte nach fünf Spielen. Die Preußen nicht drittligatauglich, hieß es schon. Aber die Truppe berappelte sich. Die taktische Umstellung auf die Viererkette erwies sich als Schlüssel zum Erfolg in einer einzigartigen Rückrunde, irgendwann war klar: Absteigen können wir nicht mehr. Andere Ziele gab es erstmal nicht, bis an den Aufstiegsplätzen geschnuppert wurde. Und klar wurde: Es könnte direkt nochmal hoch gehen, die Konkurrenten schwächeln auch. Zentral das Auswärts-Spiel gegen Viktoria Köln, wo ein 2:0 Rückstand  zu einem 5:3 umgebogen wurde, nachdem es zu einem Mannschaftstreffen oder vielleicht besser einer Verschwörung am Mittelkreis vor Wiederanpfiff kam. Der Rest ist Geschichte, der Stolperer in Verl schnell vergessen, zuhause gegen Unterhaching wurde der Durchmarsch von der Regionallige in die 2. te Liga besiegelt. 

Bild: Auch diese Szene fehlt in der Doku nicht: Die Einfahrt der Aufstiegsmannschaft mit dem roten Doppeldecker-Bus auf den Prinzipalmarkt. Foto: Frank Biermann

Michael „Mike“ Schmitz (Regie und Drehbuch) hat sich rhetorisch starke und reflektierte Gesprächspartner ausgewählt, mit denen er die Saison Revue passieren lässt. Und dort interviewt, wo diese sich wohlfühlen: Trainer Sascha Hildmann beim Angelurlaub am Möhnesee, einen etwas geknickt wirkenden Ex-Manager Peter Niemeyer, der es beruflich schon in Liga eins geschafft hat, auf der Stadiontribüne. Den Präsidenten Bernward Maasjost im Büro mit seinem Mac, Musiker Götz Alsmann bei der Aufnahme der neuen Preußenhymne usw. Die launig erzählenden Spieler Ex-Torwart Maximilian Schulze Niehues, Tormaschine Joel Grodowski bei seinem Heimatverein Kreisligist PSV Bork, die Abwehrspieler Simon Scherder am Aasee und Innenverteidiger Nico Koulis im Cineplex heben das besonders gute Verhältnis von Mannschaft und Fans hervor. „Das war ja nicht immer so“, weiß Scherder, der schon länger in Diensten des SCP ist.

Ein Journalist kommt auch zu Wort: Carsten Schulte vom Portal 100ProzentMeinMünster. Der kann sich noch an das letzte Zweitligaspiel der Preußen gegen Mainz 05 Ende der 80 er Jahre mit einem gewissen Jürgen Klopp als Trainer erinnern. Vor etwa 1500 Zuschauern. 

Das größte Pfund mit dem der Film wuchern kann, sind fraglos die Bilder. Teilweise aufwändig mit Drohnen aufgenommen. Man ist nah dran an der Mannschaft, in der Kabine, bei den Fans, man kann die Atmosphäre nachgerade einatmen, die Bratwurst und den Schweiß riechen, das überschwängliche Partygefühl bei der Aufstiegsfeier, beim Zug vom Stadion in die Stadt. Ein Gefühl, das noch dadurch verstärkt wird, dass die Fans im Open-Air-Kino alle Fangesänge laut mitsingen können. Ein raffinierter Einfall sicherlich, entscheidende Spielszenen neu zusammen zu montieren und Kommentatoren dicht und pointiert geschriebene Texte sprechen zu lassen. 

Kritische Untertöne in der Doku gibt es nicht. Braucht es wohl auch nicht: Allen Beteiligten ist eh klar, dass es mit der Fußballromantik in der 2. Liga schnell vorbei sein kann. Ein Film von Fans für Fans, der Gänsehautmomente beschert. Oder um es mit den knappen Worten von Gennis Drote auf X zu sagen: „Du kennst das Ende und bist trotzdem überrascht. Manche weinen. “ Frank Biermann 

Nach der Weltpremiere vorm Schloß ist die Doku im Cineplex zu sehen:

Termine und Tickets

https://www.cineplex.de/…/2-liga-der…/402624/muenster/

100 Jahre alte Persiluhr am Hafenmarkt ein PR-Schwindel

Stroetmann-Brüder zerknirscht: „Wir wussten es nicht“ 

Das war und bleibt schon ein ziemlich dicker Hund. Mitte April erreichte  eine PR-Meldung der Agentur Heithoff die münsterschen Medienredaktionen. Thema: Ein angeblich 100 Jahre altes Stadtmöbel, das lange im Verborgenen geschlummert hatte. Der Agenturtexter gab alles: „Sie ist so grün wie die Pflanzen und Bäume im neuen HafenMarkt-Park. Der Park am Hafenweg bekommt eine echte, etwa fünf Meter hohe Rarität: Vor einigen Tagen nahmen Lutz und Max Stroetmann eine originale Persiluhr in Betrieb“. Und schnurrig geht es weiter: „Seit etwa 15 Jahren stand die Uhr im Lager und war genau für diesen Ort gedacht“, freuen sich Lutz und Max Stroetmann. Über 100 Jahre habe das historische „Stadtmöbel“ schon auf dem Buckel. Das Problem: Bei Lichte und emotionsfrei betrachtet stimmt das leider alles überhaupt nicht. 

Die Uhr hat keine 100 Jahre auf dem Buckel, es handelt sich vielmehr um einen nostalgischen Nachbau, wie das im Fachjargon heißt, aus dem Jahre 1987. Die Persiluhr hatte bis dato in Coesfeld gestanden, war dort wegen der nicht sauber tickenden Uhrwerke und ihrer hohen Reperaturanfälligkeit nicht mehr gewollt. 

Immerhin reden weder die Agentur noch die Stroetmann-Brüder um den heissen Brei herum, als wir sie mit unseren Quellen konfrontieren. Hier die wörtliche Antwort: 

„Ihre Quelle (*) macht deutlich, dass die Uhr ziemlich sicher keine 100 Jahre auf dem Buckel hat und einer der Jubiläumsnachbauten ist. In der Geschäftsleitung der Stroetmann-Gruppe war diese Tatsache nicht bekannt. Die wörtliche Aussage: Wir wussten es nicht“. 

Wie jetzt die Agentur und Lutz und Max Stroetmann unternehmen, um aus der mißglückten PR-Nummer rauskommen, wird man sehen. Fraglich, ob sich der Deutsche PR-Rat, ein Pendant zum Presserat, der Geschichte annehmen wird. Ein Fall dafür wäre der Text sehr wahrscheinlich schon, denn PR laut ist nach eigenem Verhaltenskodex zur Wahrhaftigkeit verpflichtet und PR-Leute dürfen keine falschen und irreführenden Informationen verbreiten noch das Vertrauen angesprochener Öffentlichkeiten missbrauchen. 

Für die Informantin der MVZ-Redaktion passt das alles irgendwie ins Bild, egal ob man die ganze PR-Meldung als „erlogen oder nur grenzwertig irreführend“ bezeichne. Der Hafen„markt“ sei ja auch keine „Markthalle“, wie es versucht wurde, zu verkaufen. Das sei sozusagen „stringent fake“. (fb). 

Bild: Sie ist eher am Rande des HafenMarkt-Parks zu finden, der auch erst noch ein Park werden muss: Die nostalgische Persil-Uhr. Foto: Frank Biermann

(*) https://www.azonline.de/lokales/coesfeld/persil-uhr-kommt-untern-hammer-2399066

https://www.zeitreise.henkel.de/?id=675036